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Dr. Martina Padberg

Vom 12. August bis 1. September 2019, zeitgleich zur großen Weltkonferenz „Religionen für den -Frieden“, zeigt das Museum friedens räume –
in Lindau am Bodensee die Ausstellung –
sharing water -– sharing wings „Dialog der Welten | Israel – Palästina“ von Bärbel Starz.

Im Verlauf eines längeren Aufenthaltes in Israel und Palästina hat sich die Künstlerin mit Möglichkeiten von Verständigung und Austausch -zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen auseinandergesetzt. In drei umfangreichen fotografischen Serien, die als -beeindruckende digitale Lichtprojektionen auf Großleinwänden präsentiert werden, spürt sie den Lebenssituationen der Menschen im Nahen Osten und dem Potential von Veränderungen nach. In der Idee und der menschlichen Geste des Teilens liegt dabei eine besondere Schönheit.

Bärbel Starz zeigt erstmals im Außenraum einen Lichtkubus, der alle Besucher*innen dazu einlädt, den Friedensgedanken in eine individuelle geistig-körperliche Bewegung zu verwandeln. -Die -Aus-stellung berührt nicht nur ästhetische Fragestellungen, sondern zielt in erster Linie um die Sichtbarmachung und Bewusstwerdung von schmerzenden Wunden und heilenden Kräften – um einen Dialog der Welten.

Dr. Martina Padberg, Bonn

From the 12th of August to the 1st of  September 2019, coinciding with the major world conference „Religions for Peace“, the museum friedens -räume in Lindau will show the exhibition sharing water – sharing wings „A Dialog of Worlds | Israel – Palestine“ by Bärbel Starz at Lake Constance.

Having stayed in Israel and Palestine for a long period of time Bärbel Starz focuses on possibilities for mutual understanding and exchange between people of different cultural and religious backgrounds. Her work traces the everyday life of the people in the Middle East and the potential for change. The -artist´s three extensive photographic series are projected onto large screens as impressive digital light projections. The beauty lies in the idea and the human gesture of sharing.

For the first time, Bärbel Starz also presents a light cube at the exterior space of the exhibition, which invites all visitors to transform the concept –

of peace into an individual spiritual and physical movement. The exhibition not only touches on aesthetic questions, it visualizes painful wounds and
brings aware-ness to healing powers – the dialog of worlds.
 

Faten Mukarker

Die Mauer ist mein Garten

Die Aprikosen in Beit Jala sind die besten in ganz Palästina. Und die in meinem Garten schmecken besonders gut. Wenn man in eine reife Frucht hineinbeißt, vergisst man die Welt um sich herum.

Man vergisst sogar kurz die Mauer, die ihn durchschneidet.

Doch dann blickt man auf, und die Realität hat einen wieder eingeholt. Ich schließe die Augen und erinnere mich an den Tag, als die Mauer kam. Viele Soldaten, die meisten gerade mal achtzehn. Ich stellte mir vor, wie sie gestern noch einen Schulstift in der Hand hatten und heute ein Maschinengewehr. Ein Bagger begleitete sie. Der Bagger fing an, unsere uralten Olivenbäume zu entwurzeln. Es war, als würde einem sein Herz rausgerissen. Der Tod bei uns hat mit vielen Emotionen zu tun, die Menschen schreien ihren Schmerz aus ihrer Seele. Warum reißt ihr unsere Olivenbäume raus? Wisst ihr nicht, dass ein Olivenbaum Generationen braucht, bis er so wieder steht. Nicht wir und nicht ihr werdet es erleben. Ich überlege, ob es nicht auch ein Baumrecht gibt so wie ein Menschen-recht zum Leben. 

In der arabischen Sprache gibt es eine Redewendung: Wenn zwei sich streiten und einer ist sehr aggressiv zu dem anderen, dann fragt er ihn: Was habe ich dir eigentlich getan, habe ich dir etwa deine Olivenbäume ausgerissen? Man sagt nicht: Habe ich dich etwa geschlagen, beleidigt oder bestohlen? Weil eben das das Schlimmste ist, was man Menschen antun kann.

Bärbel Starz gab mir Flügel. Mit den Flügeln schaute ich an der Mauer hoch. Warum hat man sie
so hoch gebaut, kam mir kurz in den Sinn, auch Palästinenser können nicht fliegen. Doch nun hatte ich Flügel bekommen. Es war so ein Gefühl, das mich abhob von der Realität. Ich fing an, Zukunftsbilder zu sehen. Ich schlenderte mit meinen Kindern durch Jerusalem. Um dort hinzukommen, -haben wir nur 15 Minuten gebraucht. Es gab keine Mauer. Wir waren in der Grabeskirche, haben dort Kerzen angezündet. Dann sind wir zum Felsendom gegangen. Ehrfürchtig standen wir dort. Wir hatten noch eine Bitte an Gott und so besuchten wir die Klagemauer. Juden, Christen, Muslime? Es sind Namensnennungen von Menschenhand. Hier in dieser Heiligen Stadt sind wir Kinder Gottes. Alle gleich.

Danke, Bärbel Starz, ohne Deine Flügel hätte ich nie über die Mauer schauen können.

Faten Mukarker, Palästina
 

Rabbiner Dr. h.c. Tovia Ben-Chorin

Das Land Israel wurde schon öfters in Malerei und Fotografie dargestellt. Wir finden etwas

Erfrischendes in den Werken von Frau Baerbel Starz. Die Bilder zeigen verschiedene Bezüge, nicht von einem Staat, sondern von einem besonderen Territorium im Nahen Osten, dem Lande Israel.

Dieses „overpromised land“ muss leider seit Abrahams Zeiten bis zum heutigen Tag mit vielen Spannungen ringen. Dieses Gebiet trägt noch einen besonderen Aspekt, der in diesen Fotos zum Ausdruck kommt. Ich möchte ihn den geographisch-mystischen nennen. Als jemand, der im Land Israel geboren wurde und dort aufwuchs, habe ich ein subjektives Gefühl, dass eine spirituelle Energie in diesem Land existiert, die die drei monotheistischen Religionen geformt hat. Das kommt besonders zum Ausdruck in den Bildern von der Wüste Judäa und insbesondere auf jenem Bild, wo ein grüner Baum in einem Wadi wächst – inmitten der Wüste. Symbolisch ist das für mich ein Ausdruck einer starken Individualität, die auch Schatten spendet für die, die zum Baum kommen –
in einem durstigen und dürren Land.

Die Bilder, welche Menschen darstellen, sind weniger mit der jetzigen Politik des Landes verbunden, sondern indirekt mit dem, was das Land schon immer symbolisiert hat: Hoffnung.

Dieses Element wird durch die Künstlerin zum Ausdruck gebracht, wo Menschen Engelsflügel -tragen, z. B. dem jungen Mädchen mit weissem Kleid und Tanzschuhen, mit Flügeln, das in einer Tanzpose vor der Mauer der Stadt Bethlehem steht. Im Gegensatz zu einem Flüchtling in einem Flüchtlingslager mit herunterhängenden Flügeln, die Depression und Hoffnungslosigkeit darstellen. Die Symbolik der Bilder wird sehr stark betont in der Art, wie sie aufgenommen sind. Man -bekommt das Gefühl, als ob man etwas ruhig von oben nach unten betrachtet, oder mit einem -erhebenden Gefühl von unten her nach oben schaut.

Der Künstlerin ist es gelungen, in den Bildern den Dialog zwischen ihr, der Landschaft und den Menschen im Land Israel darzustellen und die geomystische universelle Botschaft zu betonen, ohne eine politische Stellung einzunehmen.

Mit herzlichem Schalom

Rabbiner Dr. h.c. Tovia Ben-Chorin